„Kirche in ihrem ganzen Facettenreichtum erleben“
Das Partizipationsteam des Kirchenkreises stellte seine Arbeit auf dem Kirchentag in Nürnberg vor.
Die gelbe, aus Sinalco-Kisten gebaute Pyramide war ein echter Hingucker im Zentrum Jugend des Kirchentags in Nürnberg. 140 Kisten erhoben sich in sieben Stufen am Stand der Partizipationsprojekte aus vier Kirchenkreisen, die unter #Jugendstyle zusammengefasst werden. Auch das Team des Kirchenkreises Gladbach-Neuss war dort mit Jugendreferentin und Jugendreferent sowie einer großen, engagierten Gruppe von Jugendlichen vertreten.
Die Pyramide lud ein, über die Mitwirkung von Jugendlichen in der eigenen Gemeindearbeit nachzudenken. „Es gibt eine Partizipationspyramide, die von Stufe eins „Entscheidungen werden gefällt, ohne die Betroffenen zu fragen“ bis Stufe sieben „Die Betroffenen fällen die Entscheidungen eigenverantwortlich“ reicht“, erklärt Detlef Bonsack, Jugendreferent des Kirchenkreises. Die Besucher des Standes, der im Rahmen der sogenannten Rheinischen Dörfer im Zentrum Jugend aufgebaut war, konnten anhand von Beispielen überlegen, wie Partizipation in ihrer Gemeinde gelebt wird und was noch zu tun ist. „Wir sind auf einem guten Weg, aber es bleibt auch noch viel zu tun“, fasst Bonsack die Gespräche zusammen. Für viele sei der Begriff Partizipation durchaus noch erklärungsbedürftig. Doch für Jugendliche sei es wichtig, in der Gemeinde gehört und gefragt zu werden.
Das Partizipationsteam ist mit der Resonanz beim Kirchentag sehr zufrieden, der Stand war gut besucht. Auch der rheinische Präses Thorsten Latzel ließ es sich nicht nehmen, vorbeizuschauen und mitzudiskutieren.
Nicht nur das Partizipationsteam war vom Niederrhein nach Nürnberg zum Kirchentag gereist. Mit zwei Bussen waren rund 110 Teilnehmende aus dem Kirchenkreis zum evangelischen Groß-Event gekommen. „Es ist immer wieder schön, Kirche in ihrem ganzen Facettenreichtum zu erleben“, sagt Jugendreferent Detlef Bonsack. „Für mich ist das auch immer ein Auftanken für die weitere Arbeit. Die Atmosphäre des Kirchentages ist etwas ganz Besonderes.“ Mit Bibelarbeit, politischen Diskussionen, Konzerten, Möglichkeiten der Begegnung und den stimmungsvollen Abendgebeten erwies sich der Kirchentag einmal mehr als Fest des Glaubens.
Angela Rietdorf
Resümee einer Jugendlichen
Nun ist es auch schon wieder vorbei. Der Deutsche Evangelische Kirchentag ging letzte Woche Sonntag mit einem großen Abschlussgottesdienst mit Ballons und politischen Apellen zu Ende.
Und was haben wir dort gemacht?
Die Evangelische Jugend Gladbach-Neuss hat sich natürlich auch präsentiert und zwar unter dem Motto „make IT safe“. Mit drei Pagoden bzw. Zelte im Zentrum Jugend, auf dem Fredenbaumplatz, haben wir eine Auswahl an Aktionen angeboten und die Jugendlichen über die Sicherheit im Netz und das Verhalten in Chatrooms informiert.
In einer der drei Zelten, spezifisch vorne links, boten wir einen Live Chat an, in dem sich bis zu vier Jugendliche in Rollen hineinversetzen sollten. Dabei gab es z.B. die Rolle der „Mobberin“ oder des „Optimisten“, in welcher nun unter anderem eine fiktive Abschlussfeier geplant werden sollte. In 5 bis 15 Minuten wurde heiß diskutiert, und das nicht nur untereinander, jedoch auch mit ca. 15 bis 20 der Mitwirkenden der Ev. Jugend Gladbach-Neuss, um den Chat nicht nur flüssiger, sondern auch realistischer zu gestalten.
Nach jedem Chatdurchgang folgte die Auswertung: Wie weit sind wir gekommen? Hab ich mich in meiner Rolle wohlgefühlt? Darf ich mich so verhalten? Wie haben die Anderen mich wahrgenommen? Ist das überhaupt realistisch? Wie funktioniert Kommunikation und klappt es hier eigentlich?
Die Jugendlichen hatten also noch einmal Zeit die ganze Situation Revue passieren zu lassen und sich über ihre Gefühle und auch Erfahrungen in Bezug auf das Thema auszutauschen. Die Jugendlichen fanden die Aktion interessant und auch spaßig, vor Allem weil dem Inhalt der Chats kein Limit gesetzt wurde. Das Gesprächsthema durfte also auch mal abdriften.
Zusätzlich zum Live Chat fand man in der vorderen rechten Pagode das Ampelsystem, bei welchem man Bilder bewerten konnte, die auf dem Instagram-Account „susi15_hat_jetzt_insta“ gepostet wurden. Dabei war Sinn und Zweck des Ganzen zu bewerten, ob die Bilder, die Susi da gepostet hat, auch rechtlich so in Ordnung sind. Und selbst wenn sie es waren, ist das auch Moralisch vertretbar? Dies galt es ebenfalls zu entscheiden. Daraufhin wurde dann diskutiert und erklärt, warum man ein rotes („das geht gar nicht!“), ein gelbes („ich bin mir nicht sicher“/“Unklar“) oder ein grünes Kärtchen („das ist in Ordnung so!“) mit jeweils der Aufschrift „Moral“ und „Recht“ hochgehalten hat. Nachdem diese Diskussion beendet war, erklärte der/die jeweilige Teamer*in dann die Rechtslage. Es wurden pro „Runde“ vier bis fünf Bilder begutachtet und bewertet.
Auch dies kam bei dem Jugendlichen gut an, so dass sich sogar eine Warteschlange vor dem Zelt bildete. Viele hörten interessiert zu, als über die Rechte und Pflichten im Netz berichtet wurde.
Zu guter Letzt befand sich hinter den beiden vorderen Angeboten noch ein größeres Zelt. Dieses bot eine Möglichkeit sich hinzusetzten und einfach mal Pause zu machen. Des Weiteren fand man dort Infomaterial über die Arbeit von und mit Jugendlichen und über das Motto des Standes, also Digitalisierung und Cybermobbing. Auch fand man dort Flyer und Buttons, so wie Broschüren zum Thema Klimaschutz und Klimawandel. Grund dafür ist die Dringlichkeit des Themas und die aktuelle Politikwelt, bezogen auf Klimapolitik und auf Greta Thunberg und Fridays for Future. Ein Thema was sich durch den gesamten Kirchentag zog und diesen prägte.
Natürlich wurden im dritten Zelt nicht nur Sitzgelegenheiten, Ruhe und Flyer angeboten.
Die eigentliche Hauptattraktion des hinteren Zeltes war die Soundsäule, eine Konstruktion aus Holz, welche zunächst weiß grundiert und dann bunt bemalt wurde, mit musikalischen und anderweitig auf Sound bezogenen Motiven.
Auf jeder Seite der Soundsäule befanden sich zwei runde Öffnungen, aus denen Kopfhörer kamen, und zwei Haken, an denen diese Kopfhörer hingen. Pro Seite gab es ein Thema: eine warme und kalte Dusche, ein Interview zum Thema Sicherheit im Netz mit einem Medienrechtler, ein Interview mit einem Mädchen, welches selber Cybermobbing erfahren hat und O-Töne von Jugendlichen zum Thema Chatrooms und das Internet generell. Um die Soundsäule herum lagen große Sitzsäcke. Also ein idealer Ort um dem Kirchentags-Stress einmal ein paar Minuten zu entkommen.
Für einige war die Soundsäule sogar so entspannend und die Sitzsäcke so gemütlich, dass sie prompt bei uns am Stand einen kleinen Mittagsschlaf hielten.
Die Soundsäule bekam ebenfalls positive Rückmeldung und wurde interessiert dankend angenommen.
Insgesamt war der diesjährige Stand ein voller Erfolg. Die Jugendlichen nahmen unsere Angebote mit offenen Armen auf, nachdem sie sich zu uns getraut hatten und waren danach begeistert. Sie haben sich bei uns über unsere Arbeit informiert und interessiert zugehört, sowie Feedback für die Zukunft gegeben.
Und es hat nicht nur den Besuchern gefallen und Spaß gemacht. Auch als Mitwirkende*r im Team wurde es selten langweilig, nicht nur weil es die Möglichkeit gab etwas anderes am Stand zu machen, sondern auch weil Menschen immer wieder auf einen zukamen und einen belustigten, mit Fragen und Vorschlägen, schlechten Witzen und allgemein sozialem Verhalten. Auch während ein Angebot belegt war, hatte man Spaß: Den Live Chat mit zu verfolgen war genial und das Staunen beim Erklären einer Rechtslage war wunderbar. Auch zu sehen wie sich die Jugendlichen entspannt haben und einfach mal abschalteten war ohnegleichen. Und wenn mal eine Gruppe Jugendlicher das zweite oder dritte Mal kam, nur um noch einmal ein wenig abzuschalten, war das Genugtuung pur.
Der DEKT ist also offiziell als Erfolgreich zu bezeichnen.
Pascale Inka Jähne